Abgesehen von medizinischen Gründen, die eine Kastration erforderlich machen, sind die Hauptgründe die Vermeidung von ungewollten Schwangerschaften und die Abstellung der Blutungen während der Läufigkeit. Es gibt jedoch noch weitere Gründe, die für eine Kastration sprechen. So vermindert sich beispielsweise das Risiko von Milchdrüsenkrebs auf 0,5%, sofern die Kastration vor der ersten Läufigkeit vorgenommen wurde. Nach der ersten und vor der zweiten Läufigkeit liegt das Risiko bei 8%.
Bei einer Kastration vor der ersten Läufigkeit verstärkt sich der Spieltrieb, was allerdings nicht unbedingt ein Nachteil sein muss. Auch die Verträglichkeit mit anderen Hunden verbessert sich in den meisten Fällen. Ausnahme bilden hier lediglich dominante Hündinnen mit ausgeprägtem Aggressionspotenzial. Bei ihnen kann eine Kastration das aggressive Verhalten unter Umständen noch verstärken.
Im Gegensatz zum Rüden hat eine Früh Kastration bei der Hündin keinen Einfluss auf das Wachstum und auch das Lernverhalten wird nicht negativ beeinflusst. Lediglich bei Hündinnen, die eine anspruchsvolle Ausbildung absolvieren sollen, ist es ratsam, die Kastration erst nach der ersten Läufigkeit durchzuführen. Ein weiterer Vorteil der Kastration liegt in der Verhinderung von psychischen Störungen wie zum Beispiel der Scheinschwangerschaft.
Eine Kastration hat allerdings nicht nur Vorteile. So leidet fast jede dritte Hündin mit einem Körpergewicht von mehr als 20 Kg nach der Kastration an Harninkontinenz. Bei Hündinnen unter 20 Kg ist es nur jede zehnte. Besonders betroffen sind Boxer, Dobermänner, Riesenschnauzer, Pinscher und Rottweiler. Bei Boxerhündinnen liegt das Risiko der Inkontinenz bei etwa 65%. Der ungewollte Harnverlust lässt sich zwar medikamentös behandeln, jedoch nicht heilen.
Genau wie Rüden, haben auch Hündinnen nach der Kastration oftmals einen gesteigerten Appetit. Auch hier ist auf eine kontrollierte Fütterung zu achten, um Fettleibigkeit zu vermeiden. Bei Hündinnen mit langem Fell kann es vorkommen, dass sie, durch ein verstärktes Wollhaarwachstum ein stumpfes Fell, gleich dem eines Welpen, bekommen. Diese Erscheinung lässt sich mit Hormontabletten bedingt vermindern.
Ein weiterer Nachteil liegt im Wegfall des Sexualhormons Östrogen. Dadurch wird in unkontrolliertem Maße Testosteron produziert, was zu einem männlicheren Verhalten führen kann.
Eine hormonelle Läufigkeitsverhinderung ist zwar auch bei Hündinnen möglich, jedoch ist wegen der Gefahr von Nebenwirkung davon abzuraten.